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Neu in Führung: Die ersten 100 Tage für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister
Der Amtsantritt ist geschafft, der Wahlkampf vorbei – und plötzlich beginnt der Alltag. Für viele neu ernannte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ist das ein Sprung ins kalte Wasser: nicht nur, weil die Erwartungen hoch sind, sondern auch, weil die eigene Rolle erst noch gefunden werden muss. Dabei lohnt sich eine klare Unterscheidung: Bürgermeisterin als Repräsentantin der Stadt – Ansprechpartner*in für die Belange der Bürgerinnen und Bürger, Gesicht der Kommune nach außen, politisches Sprachrohr. Bürgermeisterin als Verwaltungschefin – oberste Führungskraft der Verwaltung mit der Verantwortung, dass die internen Strukturen laufen, Entscheidungen vorbereitet und umgesetzt werden und die Organisation handlungsfähig bleibt. Diese zweite Rolle – die als Chef*in der Verwaltung – ist es,…
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Führen heißt Haltung zeigen – und sagen, was ist
Führungskräfte stehen in nahezu allen Branchen unter Druck: Personalmangel, steigende Anforderungen, wachsende Komplexität. Wer Teams führen will, hat oft das Gefühl, ein Glas balancieren zu müssen, das nie ganz voll ist – manchmal sogar fast leer. Gerade in prekären Arbeitsfeldern wie dem Gesundheitswesen, der Pflege oder der sozialen Arbeit wird diese Realität besonders sichtbar. In einem Workshop mit Führungskräften aus Pflege und Gesundheitsversorgung ist mir noch einmal klar geworden, wie entscheidend es ist, nicht in die Falle der Schönfärberei zu geraten. Führung bedeutet nicht, Probleme kleinzureden oder die Welt rosa einzufärben. Führung bedeutet, Haltung zu zeigen, die Realität klar zu benennen – und trotzdem Ressourcen zu stärken, wo immer es…
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„H wie Hinsehen“ – das erste Gespräch mit psychisch belasteten Mitarbeitenden
Teil 2 der Reihe: Psychisch erkrankte Mitarbeitende im Team – Führungsverantwortung mit Haltung und Handlungsrahmen Viele Führungskräfte hoffen, dass sich alles im ersten Gespräch löst. Doch das erste Fürsorgegespräch ist kein Heilversuch – sondern der Anfang eines professionellen Prozesses. Ein Gespräch, das Haltung, Vorbereitung und innere Klarheit erfordert. Zwischen Kritik und Fürsorge: Ein entscheidender Unterschied In meinen Seminaren erlebe ich oft, dass Führungskräfte gut geschult sind im Umgang mit Kritikgesprächen – etwa mit dem bewährten SAGES-Modell: Sichtweise – Auswirkungen – Gefühle – Einschätzung – Schlussfolgerung. Doch ein Fürsorgegespräch nach dem HILFE-Modell ist etwas ganz anderes. Hier geht es nicht um Pflichtverletzung, sondern um beobachtbare Veränderungen – in Leistung, Verhalten oder…
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Präzise oder visionär? Was passiert, wenn unterschiedliche Führungstypen kollidieren
Warum Persönlichkeitspräferenzen in der Verwaltung über Erfolg oder Eskalation entscheiden können In einer aktuellen Mediation zwischen zwei hochrangigen Führungspersonen einer Kreisverwaltung trafen zwei unterschiedliche Welten aufeinander: Auf der einen Seite ein konzeptstarker, strategisch denkender Quereinsteiger mit Innovationsauftrag – schnell, assoziativ, visionär. Auf der anderen Seite eine erfahrene Führungskraft mit langjähriger Verwaltungspraxis – strukturiert, regelorientiert, mit klarer Detailfokussierung. Beide in übergeordneter Verantwortung. Beide entscheidend für die Ausrichtung ihrer Organisation. Beide unverzichtbar. Und doch: Der Konflikt schien unlösbar. Nicht aus Unwillen. Sondern aus grundlegend unterschiedlichen Persönlichkeitspräferenzen. Persönlichkeit trifft auf Systemlogik Seit über 25 Jahren arbeite ich mit dem MBTI (Myers-Briggs-Typindikator), einem Persönlichkeitsmodell, das insbesondere zwei Wahrnehmungsstile beschreibt, die in Verwaltungen immer wieder…
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Erschöpft, aber wirksam – Führung jenseits von Yogamatte und Atemtechnik
Wie kollektive Verstörung zur Ressource für gute Führung werden kann Es ist eine paradoxe Situation: Viele Führungskräfte, mit denen ich arbeite, sind erschöpft, aber keineswegs wirkungslos. Im Gegenteil. Sie führen mit klarem Kopf, sie übernehmen Verantwortung, sie setzen sich ein. Und sie zahlen dafür einen Preis. Einen Preis, der sich nicht mit einer Stunde Yoga pro Woche begleichen lässt. Zwischen Selbstverantwortung und Systemdruck Wer heute führt, gerät leicht in eine Spirale aus Überforderung, Verantwortungsübernahme und wachsender innerer Erschöpfung. Und während die Systeme kaum entlasten, verlagert sich die Verantwortung für Stressbewältigung immer stärker auf das Individuum. Achtsamkeit, Resilienztrainings, Mindfulness-Karten auf dem Schreibtisch. Das kann entlasten. Muss es aber nicht. Denn wer…
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Zwischen Sorge und Schweigen – Führung im Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitenden
Teil 1 der Reihe: Psychisch erkrankte Mitarbeitende im Team – Führungsverantwortung mit Haltung und Handlungsrahmen Es beginnt oft schleichend. Ein Mitarbeiter wirkt stiller als sonst, reagiert gereizt oder zieht sich zurück. Eine Kollegin kommt häufiger zu spät, liefert nur noch das Nötigste ab – oder fehlt wiederholt ohne klare ärztliche Erklärung. Als Führungskraft spürt man: Irgendetwas stimmt nicht. Aber was tun? Zwischen Beobachtung und Blockade Trotz aller Fortschritte in der gesellschaftlichen Enttabuisierung psychischer Erkrankungen ist die Hemmschwelle zur direkten Ansprache nach wie vor hoch. Viele Führungskräfte, mit denen ich arbeite, berichten von einem inneren Dilemma: Ich will helfen – aber darf ich das überhaupt ansprechen? Was, wenn ich etwas Falsches…
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Schwierige Mitarbeitende Teil 3: Spiegel statt Stütze– wenn Mitarbeitende unsere Schwächen berühren
Teil 3 und vorläufiger Abschluss der Reihe „Schwierige Mitarbeitende“ Wenn wir über schwierige Mitarbeitende sprechen, richten wir den Blick schnell auf bestimmte Verhaltensweisen: Übergriffigkeit, Widerstand, mangelnde Kritikfähigkeit. Das ist nachvollziehbar – schließlich entstehen viele Spannungen in Teams dort, wo Verhalten Grenzen überschreitet. Aber es gibt auch die andere Seite. Und die ist unbequem: Was, wenn nicht nur der oder die andere schwierig ist – sondern auch etwas in uns selbst? In meiner Coachingausbildung bei Dr. Astrid Schreyögg bin ich auf ein Konzept gestoßen, das mich bis heute begleitet: die sogenannte „narzisstische Ergänzung“. Ein Begriff, den man so kaum noch findet – aber der in der Praxis unglaublich hilfreich ist. Gemeint…
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Schwierige Mitarbeitende (Teil 2): Wenn Nähe kippt – Narzisstische Kränkungen im Führungsalltag
Manche Mitarbeitende wirken zunächst offen, interessiert, zugewandt. Doch im Verlauf entwickelt sich eine unvorhersehbare Dynamik: Kritik wird zum Eklat, fachliche Entscheidungen zur narzisstischen Kränkung. Wie lässt sich das verstehen – und was heißt das für Führung? In den letzten Jahren wurde viel über narzisstische Persönlichkeitsstrukturen bei Führungskräften geschrieben. Zurecht – ihr Einfluss auf Organisationen und Teams kann erheblich sein. Doch es gibt auch eine andere Seite: Mitarbeitende mit narzisstischer Kränkungsdynamik. Sie sind oft besonders engagiert, präsent, meinungsstark – und zugleich verletzlich, fordernd und schwer zu führen. Solche Mitarbeitenden… reagieren überzogen auf Rückmeldungen, nehmen sachliche Kritik als persönlichen Angriff, inszenieren sich als „Stimme der anderen“, und führen ihre Führungskraft in Loyalitätskonflikte.…
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Schwierige Mitarbeitende? Eine Blogreihe über das Unausgesprochene in der Führung
Über diese Reihe Man spricht nicht gern darüber. Man hat Führungskräftetrainings besucht, vielleicht sogar ein Coaching gemacht. Man weiß um Modelle, um Werte, um Rollenbewusstsein. Und trotzdem gibt es sie: die eine Person, an der man sich abarbeitet. Die eine Mitarbeiterin, die einen ratlos, verunsichert, vielleicht sogar zornig macht. Die einem die Lust auf Gestaltung nimmt – weil sich jede Interaktion wie ein verdeckter Machtkampf anfühlt. Viele Führungskräfte erleben das – aber kaum jemand spricht offen darüber. Denn: Sollte ich das nicht längst im Griff haben? Warum verfehlen dann all die gut gemeinten Führungsrezepte ausgerechnet bei dieser einen Person ihre Wirkung? Diese Blogreihe widmet sich genau diesen Fällen: Den Spannungsfeldern,…
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Gute Führung – oder gute Show?
Warum viele Auswahlverfahren scheitern – und was stattdessen hilft Wie finden wir eigentlich gute Führungskräfte? Diese Frage begegnet mir in fast jedem Akquisegespräch mit Personalverantwortlichen. Und ja – ich könnte viele Antworten darauf geben. Die gängigste: Wir entwickeln ein Kompetenzmodell, führen Assessment- oder Development-Center durch, beobachten Verhalten und vergeben Punkte. Am Ende entsteht ein Ranking. Klingt objektiv, strukturiert, professionell. Und ist oft dennoch: daneben. Ich sage manchmal augenzwinkernd: Ich verdiene gern mein Geld – aber ich mache auch gern gute Arbeit. Und beides passt nicht immer zusammen. Assessment-Center (AC) und Development-Center (DC) gelten unter Trainer*innen als Goldgruben. Doch was nutzen sie meinen Auftraggeber*innen wirklich? Was nützt es, wenn ich jemandem…
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Coaching für Führungskräfte in Kommunen und Kreisverwaltungen
Führung mit Kopf, Herz und Haltung Ina Wohlgemuth – Dipl.-Psychologin, systemische Therapeutin & Supervisorin (DGSF), Coach für Führungskräfte und Organisationsentwicklung Immer mehr Führungskräfte im öffentlichen Dienst stehen unter Druck: zunehmende Arbeitsdichte, gesellschaftliche Erwartungen, personelle Engpässe, komplexe Teamkonstellationen. Wer Verantwortung trägt, braucht heute mehr als Fachwissen – gefragt sind Selbstsicherheit, Konfliktfähigkeit, psychische Stabilität und die Fähigkeit, in Veränderungen Orientierung zu geben. Als erfahrene Coachin begleite ich seit über 20 Jahren Führungskräfte in Kommunen, Kreisverwaltungen und kommunalen Einrichtungen in genau diesen Situationen. Ich unterstütze mit systemischem Blick, psychologischer Tiefe und einem fundierten Verständnis für die Realität im öffentlichen Dienst – individuell, lösungsorientiert und vertraulich. Meine Coaching-Schwerpunkte: Konflikt- und Krisencoaching: Führung in schwierigen…